Für Said Khudida Rashu und Ehefrau Goly Murad Alias beginnt in Bad Sassendorf ein neues Leben. Dabei helfen (v. l.) Iris Rosenthal und Monika Kobbé.
So erfolgreich, dass am ersten Wochenende im Juli 2016 für Said Khudida Rashu (41) und Ehefrau Goly Murad Alias (40) ein Traum wahr wurde: eine eigene Wohnung. Im Jahr 2014 flüchtete der Polizist mit seiner zehnköpfigen Familie jesidischen Glaubens aus dem Irak in die Türkei, lebte dort ein Jahr im Flüchtlingslager nahe der Grenze, machte sich wieder auf den Weg und kam im Dezember 2015 in der Lippstädter Notunterkunft an. Von dort ging es weiter nach Eickelborn ins Haus 37.
Hier ist Monika Kobbé (Bürgerring Eickelborn) ehrenamtliche Hauspatin: "Im Februar 2016 hat die Familie den Aufenthaltstitel bekommen, von da an haben wir händeringend eine Wohnung gesucht. Am liebsten wäre die Familie ja in Eickelborn geblieben. Da gibt es eine gute Unterstützung, auf diesen Bereich hat sich die Familie auch eingestellt. Aber die Größe der Wohnung ist entscheidend. Vom Hörensagen habe ich dann erfahren, dass es bei der Caritas das Projekt ,Shalom Salam‘ gibt. Damit ging es dann weiter." Da waren es schon zwei, die die Wohnraumsuche vorantrieben. Monika Kobbé, die sich intensiv umhörte und die Familie auf das Leben in Deutschland vorbereitete, und Iris Rosenthal. Die erste Wohnung, die die Caritas-Mitarbeiterin für die Vermittlung von privatem Wohnraum an Flüchtlinge auf dem Schirm hatte, war in Geseke, etwas abseits gelegen. Da mochte die Familie nicht hin. Dann aber wurde in Bad Sassendorf ein ganzes Haus angeboten, 160 Quadratmeter groß, mit Garten, Bahnhof und Bus gut zu erreichen. "Meine Frau und ich wollten gern an eine Familie mit Kindern vermieten, denn dafür ist das Haus ideal", erklärt der Vermieter, der nicht namentlich genannt werden möchte. "Durch einen Zeitungsbericht sind wir auf das Projekt aufmerksam geworden, dass die Caritas Wohnraum für Flüchtlingsfamilien sucht und haben uns dann nach den Einzelheiten erkundigt." Bei der Erkundigung allein blieb es nicht. Iris Rosenthal sah sich vor Ort um, erkannte das Potential des angebotenen Wohnraums, fand Größe und Miete sehr angemessen und sicherte dem Vermieter zu: "Da wird was draus." Und während sie dem Jobcenter den Aufenthaltstitel der Familie vorlegte, damit mit Hilfe der zu genehmigenden Anträge und Bescheinigungen der erwünschte Mietvertrag zustande kommt, fuhr Monika Kobbé mit Eltern und den zwei ältesten Söhnen - sie können schon gut deutsch - nach Bad Sassendorf und stellte den Badeort mit seiner Infrastruktur vor.
"Hier gefällt es den Eltern, hier könnten wir wohnen." So oder so ähnlich werden die beiden Söhne übersetzt haben, was die Eltern nach dem Rundgang erklärten. Erst danach ging es an die Hausbesichtigung, der schnell die Vertragsunterzeichnung zwischen Mieter und Vermieter folgte. Am 24. Juni wurden die Schlüssel übergeben. Räume wurden gestrichen, die Schlafzimmer eingerichtet, die Küchenzeile installiert. 160 Quadratmeter müssen auch erst mal möbliert werden. Doch die ehrenamtlichen Betreuer des Bürgerrings haben gut vorgesorgt: "Einige Teile haben wir gekauft, andere wurden gespendet." Das ging alles rasch über die Bühne. So rasch, dass in der Nacht zum 3. Juli Vater, Mutter und acht Kinder (zwischen 6 und 19 Jahren) erstmals in der eigenen Wohnung schliefen.
Als da in der Nacht das Licht aus den Fenstern schimmerte, wussten die Nachbarn längst Bescheid über die Neuankömmlinge in ihrer Straße. Monika Kobbé erzählt, warum: "Der Vermieter hatte noch vor dem Einzug die Nachbarn zu einem Treffen eingeladen, damit sie die Flüchtlingsfamilie kennenlernen. Das fand ich super gut. Zwei Nachbarn haben schon ihre Unterstützung beim Eingewöhnen zugesagt." Und auch die Gastgeber des Empfangs (mit leckerem irakischen Essen) sahen ihre Hoffnung bestätigt: "Die Nachbarschaft ist offen für die neuen Mieter und sehr hilfsbereit. Alle haben gute Willen, das ist die beste Basis."
Jetzt muss sich die Familie einleben. Monika Kobbé ist zuversichtlich: "Natürlich kümmere ich mich weiter. Wir machen es wie bisher: Beim Weggehen verabreden wir uns, wann ich wiederkommen. Wenn was zu klären ist, werden mich die Söhne telefonisch verständigen. Jetzt geht es erst mal darum, die Kinder in den Schulen anzumelden - also in die Grundschule Bad Sassendorf und an die weiterführenden Schulen in Soest. Der älteste Sohn macht einen Integrationskurs in Lippstadt. Und danach kümmere ich mich um Sprachkurse für die Eltern. Mit der Frauenhilfe Soest habe ich schon Kontakt aufgenommen." Die Eickelbornerin hat sich ein Ziel gesetzt: "Ich kümmere mich solange um die Familie, bis einer in der Lage ist, die Post selbstständig zu lesen."
Auch der Vermieter ist zufrieden: "Es ist ein ganz wichtiger Punkt für uns, dass die Familie eine Betreuerin an der Seite hat, die ihnen die deutschen Gepflogenheiten nahe bringt und z. B. mit der Familie den Mietvertrag vorab besprochen hat. Wichtig ist auch, dass einige Familienglieder bereits hinreichen deutsch sprechen, sodass wir uns mit dem Mieter verständigen können. Der Kontakt wurde vonseiten der Caritas umsichtig angebahnt. Das ist ein vernünftiges Arrangement, offen für Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Wir haben gemerkt: Hier wird vorab überlegt, was zusammenpassen könnte. Die Familie Khudida Rashu begegnete uns freundlich, offen und sehr interessiert. Ein ganz großer Pluspunkt: Die Patin wird sich weiter um die Familie kümmern und z.B. erklären, was es mit der Grünen Tonne auf sich hat. Die Miete plus Nebenkosten kommt direkt vom Jobcenter. Auch das ist für beide Seiten fair und vernünftig geregelt."
Iris Rosenthal, erreichbar unter Telefon 02921-3590-63 oder Mobil: 0171-5689735 (E-Mail: rosenthal@caritas-soest.de), kann mit einem guten Gefühl den Aktendeckel schließen. Und bleibt doch am Ball: "Ich bin auch nach Vertragsabschluss für beide Parteien Ansprechpartnerin. Sie können sich jederzeit an mich wenden."