ABC-Strategie und andere Tipps für den Umgang mit Menschen mit Demenz
Caritas-Demenzberaterin Elisabeth Groth-Hollmann (links) und Sonja Steinbock vom Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz geben beim Workshop im Soester Petrushaus heimischen Dienstleistern Tipps im Umgang mit Menschen mit Demenz als KundenFoto: Marcus Bottin
Was macht ein Busfahrer, wenn ein älterer Passagier irgendwo unterwegs aussteigen will? Wie reagiert eine Supermarkt-Kassiererin, wenn der anscheinend verwirrte Kunde das Bezahlen vergisst? Wie verhält sich ein Bestatter, wenn der Hinterbliebene für 100 Menschen Beerdigungskaffee bestellt, aber erhebliche Zweifel daran aufkommen, dass diese große Zahl an Trauergästen überhaupt existiert? Mit solchen und ähnlichen Fragen werden Dienstleister immer häufiger konfrontiert – und guter Rat ist dann oft teuer. Elisabeth Groth-Hollmann, Demenzberaterin der Caritas im Kreis Soest, und Sonja Steinbock vom Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz, ehemals Demenz-Servicezentrum NRW, haben viel Erfahrung im Umgang mit Demenzerkrankten und deren Angehörigen. Die Expertinnen legten den Workshop-Teilnehmern das ABC-Modell ans Herz. Dieses sieht zunächst vor, Konfrontationen zu vermeiden. Das Handeln sollte stets zweckmäßig und praktisch erfolgen. Außerdem wird empfohlen, auf die Gefühlslage des Erkrankten einzugehen und Verständnis zu signalisieren. Wer in kritischen Situationen mit Demenzerkrankten diese Kommunikationsstrategie beherzige, habe gute Aussichten, zu guten Lösungen zu kommen.
Runter vom Gas: Gesprächstempo und Handlungstempo drosseln
Ganz konkret bedeutet das: Ruhe bewahren -- auch wenn es schwer fällt. „Reduzieren sie im Umgang mit Menschen mit Demenz sowohl ihr Gesprächstempo als auch ihr Handlungstempo“, raten Elisabeth Groth-Hollmann und Sonja Steinbock. „Auch ein freundliches Gesicht und eine freundliche Stimme sind in der Regel hilfreich.“
Der Umgang mit Menschen mit Demenz ist keine leichte Aufgabe und findet stets in einem Spannungsfeld statt. Denn es gelte, einerseits so viel Selbstbestimmtheit wie möglich zu akzeptieren, aber gleichzeitig ein möglichst sicheres Umfeld für die Betroffenen zu schaffen. „Das gesamte Umfeld braucht Gelassenheit und Mut zu kreativen Lösungsideen“, weiß Elisabeth Groth-Hollmann.
Menschen mit Demenz haben ein Recht darauf, nicht aus der Gesellschaft geschoben zu werden
Den Workshop im Soester Petrushaus bewertet die Caritas-Demenzberaterin als sehr erfolgreich, aber auch dringend notwendig, denn die Zahl der Demenzpatienten steigt. „Immer mehr Menschen brauchen Betreuung und Begleitung. Und sie haben ein Recht darauf, nicht aus der Gesellschaft geschoben zu werden“, betont Elisabeth Groth-Hollmann. Mit 15 Teilnehmenden war der Workshop ausgebucht.
Nicht für alles verantwortlich fühlen
Einen Tipp für alle Menschen, die im Berufsleben mit Demenzerkrankten als Kunden in Kontakt kommen, hat Elisabeth Groth-Hollmann noch: „Bleiben sie ruhig und versuchen sie, auch schwierige Situationen gut zu klären, aber sie müssen sich auch nicht für alles verantwortlich fühlen.“