Gute Leute für Gute Taten
Im Kreis Soest beginnt am 1. März ein neues Projekt – Neustart. Sieben Bürgerarbeiter werden ihre Arbeit aufnehmen, zwei weitere folgen im April. Sie gehören zum Kreis der mehr als 350 Personen, die mit dem Jobcenter Arbeit Hellweg Aktiv (AHA) einen Neuanfang wagen und sich in einer intensiven sechsmonatigen Qualifizierungsphase um einen Arbeitsplatz bewerben. Erst wenn diese Bemühungen scheitern, können sie sich auf einen der gemeinnützigen Bürgerarbeitsstellen bewerben. Der AHA-Beirat hat bereits 70 solcher Arbeitsstellen seinen Segen gegeben: Sie sind gemeinnützig, verdrängen keinen regulären Arbeitsplatz und werden nach Tarif bezahlt. Das Bundesverwaltungsamt hat neun dieser Stellen im Kreis Soest schon passieren lassen – hundert Stellen aber hat die AHA beantragt. Dass bei einem solchen Neustart für jeden einzelnen viele Unsicherheiten zu überwinden und Unklarheiten beiseite zu räumen sind, wissen Martin Steinmeier und Barbara Schäfer von der AHA-Geschäftsführung. Sie haben deshalb mit dem Kreiscaritasverband eine vorerst einjährige Partnerschaft geschlossen. Mit dem Ziel, den Neustartern – auf Wunsch – einen Integrationspartner zur Seite zu stellen, der zwei Stunden pro Woche weiterhilft. Mit Rat, mit Tipps, mit Denkanstößen, eingebettet in einem hoffentlich wachsenden Vertrauensverhältnis. Was vom Integrationspartner erwartet wird, wird zu Beginn festgelegt, schildert Thomas Becker das Projekt. Das kann Hilfe sein, wie der Haushalt zu organisieren ist, das kann aber auch eine Begleitung zum Amt sein, wenn für den Weg allein der Mut noch nicht reicht.
Dieses Angebot der ehrenamtlichen Begleitung zurück auf den Arbeitsmarkt ist deutschlandweit bislang einmalig. Und es ist für die Ehrenamtlichen sicherlich nicht immer ganz einfach. Für viele Menschen kann es eine Herausforderung sein, ist sich Barbara Schäfer bewusst. Es kann ganz viel Nähe entstehen, ganz viel Vertrauen und vielleicht finden sich dann auch durch persönliche Beziehungen des Integrationspartners Möglichkeiten, wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Das ist der Idealfall. Da der gute Wille zur Hilfe allein nicht reicht, werden die Ehrenamtlichen beim Caritasverband Soest auf ihre Aufgabe vorbereitet. An sechs Abenden setzen sie sich z.B. mit der Lebenssituation der Bürgerarbeiter auseinander, mit dem Zweiten Sozialgesetzbuch und den Coachingaufgaben. Problemlagen, die auftauchen können, werden besprochen: Was tun, wenn jemand klammert, was tun, wenn die Organisation der Tagesstruktur nicht klappen will? Und auch andersrum können Probleme auftauchen. Nicht von ungefähr weist Thomas Becker auf die gewünschte Gediegenheit hin. Oberlehrerhaftes Verhalten ist nicht erwünscht. Auch soll Bürgerarbeitern keine Aufgaben abgenommen werden. Hilfestellung zur Bewältigung des Arbeitsalltags wird verlangt. Acht Männer und Frauen aus dem gesamten Kreisgebiet bereiten sich derzeit beim Caritasverband Soest auf ihre neue Aufgabe vor. Weitere Freiwillige werden gesucht: Männer und Frauen zwischen 30 und 80 Jahren, die wöchentlich zwei Stunden Zeit für die neue Aufgabe aufbringen möchten. Besondere pädagogische Vorkenntnisse sind nicht nötig. Ab der kommenden Woche liegen in den Lokalen des Kreises silberne Postkarten aus. Wer sie betrachtet, erblickt im Spiegel sein eigenes Gesicht. Es ist die Einladung, als Ehrenamtlicher einen Arbeitssuchenden auf dem Weg zurück in die Arbeitswelt zu begleiten.