Warum eine Wohngemeinschaft für Senioren eine ziemlich gute Idee sein kann
Freude nach einer ebenso unterhaltsamen wie informativen Lesung: „Ommas Glück“-Autorin Chantal Louis aus Köln (links) und die Leiterin der Bad Sassendorfer Caritas-Wohngemeinschaften für Senioren, Ellen Struchholz (rechts). Foto: Marcus Bottin
Weil diese moderne Wohnform für alte Menschen noch immer relativ wenig bekannt ist, will Chantal Louis mit ihren Lesungen nicht nur unterhalten, sondern auch die vielen Vorzüge von Senioren-WGs promoten. Denn, so betont sie: „Es gibt Alternativen zum Heim, sehr gute Alternativen sogar.“
Dass das Leben für und mit demenziell erkrankten Menschen nicht immer einfach und oft auch beschwerlich sein kann, ließ Chantal Louis während ihrer Lesung nicht unerwähnt. Im Mittelpunkt von „Ommas Glück“ stehen jedoch die positiven, lebensbejahenden und nicht selten auch einfach nur lustigen Momente.
Nach den sehr unterhaltsamen Passagen aus ihrem Buch beantwortete die Autorin gerne Fragen der Zuhörenden. Zum Beispiel, ob solche WGs auch für Schwerstpflegebedürftige geeignet seien? Wie die Finanzierung aussehe? Ob auch Ehepaare einziehen können, und wie Angehörige weiter am Leben der Senioren teilhaben können?
Antworten darauf gab es nicht nur von Chantal Louis, sondern auch von Ellen Struchholz, die die drei Senioren-WGs der Caritas in Bad Sassendorf leitet. Natürlich könnten auch Menschen, die eine Palliativversorgung benötigen, bis zu ihrem Lebensende in der Wohngemeinschaft bleiben, bestätigten die beiden Frauen. „In Wohngemeinschaften geht es ums Miteinander. Da ist es wichtig, dass auch die Menschen, die nicht mehr lange zu leben haben, wirklich dabei sind und vom Leben in der WG etwas mitbekommen“, erklärte Ellen Struchholz.
Angehörige können zu Besuch kommen, wann immer sie wollen
Dass die Senioren als Mieter eigene Schlüssel zur WG-Wohnung erhalten, sei auch klar, so Chantal Louis und Ellen Struchholz. „Bei uns ist das ein Kommen und Gehen. Das hier ist das Zuhause der Mieter. Und wenn ein Angehöriger abends um halb zehn vorbeikommen möchte, dann kommt er abends um halb zehn vorbei“, ergänzte die Leiterin der Caritas-WGs. Und auch die Frage, ob auch Ehepaare einziehen können, sei keine Frage. In Bad Sassendorf zähle zurzeit ein Paar zu den Mietern – und fühle sich in der Gemeinschaft sehr wohl.
Bei der Frage nach der Finanzierung mussten die beiden Frauen allerdings Unterschiedliches berichten. Ihre Großmutter habe in Recklinghausen die WG-Kosten trotz kleiner Rente stemmen können, weil das Sozialamt die Differenz übernommen habe, erzählte Chantal Louis. Das jedoch sei von Kommune zu Kommune unterschiedlich. Dazu Ellen Struchholz: „Der Kreis Soest unterstützt unsere WGs in Bad Sassendorf im Moment leider nicht. Wir hoffen jedoch, dass sich das irgendwann einmal ändert.“.
Gute und wichtige Ergänzung zwischen ambulanter und stationärer Pflege
„Wir befinden uns mit dem Kreis Soest zu diesem Thema in Gesprächen“, ergänzte Caritas-Vorstand Bettina Wiebers. „Wir halten Senioren-Wohngemeinschaften für eine gute und wichtige Ergänzung zwischen ambulanter und stationärer Pflege. Die stationären Pflegeplätze sind alle belegt. Da gibt es monatelange Wartelisten. Der Kreis Soest finanziert zwar jeden stationären Platz im Bedarfsfall, egal was er kostet, er deckt aber nicht die deutlich günstigere Lücke bei der Finanzierung dieser WG.“
Finanzielle Unterstützung gibt es aber dennoch. „Menschen ab Pflegegrad zwei erhalten in unserer WG einen Wohngruppenzuschlag, der zur Finanzierung der Betreuungspauschale genutzt werden kann“, informierte Bettina Wiebers weiter. „Das deckt allerdings nicht die Kosten für Wohngemeinschaften mit 24-Stunden-Betreuung, wie wir sie hier in Bad Sassendorf betreiben. Es gibt aber Lösungsansätze, und im Fall der Fälle begleiten wir die Nutzer oder Angehörigen und führen die Gespräche beim Kreis Soest gemeinsam.“