BFDler sind in Hultrop hochwillkommen
Bei der Wahl des Berufs aber empfiehlt sich, die Entscheidung zu Studium oder Ausbildung auf solide Füße zu stellen Oder sich zumindest ein paar Monate Zeit zu nehmen, um die eigene Grenzen und Fähigkeiten auszutesten. Felix Keßler, der im September 2012 in der Integrativen Heilpädagogischen Tagesstätte St. Barbara Hultrop seinen 12-monatigen Bundesfreiwilligendienst begann, hat sich diese Zeit genommen. "Das war keine Notlösung für mich", erinnert sich der 20-Jährige. Er hat im vergangenen Sommer am Johanneum in Wadersloh sein Abitur machte und will vielleicht ab Ende dieses Jahres auf Lehramt studieren. "Ich habe mich bewusst für den sozialen Dienst entschieden."
Das ist eine Erfahrung, mit der Felix Keßler aus Lippborg sich in die Reihe seiner Vorgänger nahtlos einfügt. Vor zwei Jahren endete der Zivildienst, mit dem junge Männer dem Wehrdienst entgehen konnten. Jetzt gibt es den Bundesfreiwilligendienst, mit dem jeder junge Mann (und junge Frau) eine ganz persönliche Entscheidung trifft.
"Unsere BFDler sind unheimlich verlässlich. Wir haben nur positive Erfahrungen gemacht. Keiner hat abgebrochen", ist Franz-Josef Berntzen heilfroh, dass sich immer wieder junge Männer finden, die ein Jahr ihrer Lebenszeit den 41 Kindern mit Behinderungen in der St. Barbara-Kindertagesstätte opfern. Damit kann jede Gruppe familienähnliche Situationen anbieten.
Aber opfern? Das ist ein falsches Wort. "Man muss sich bewusst sein, wofür man sich entscheidet", bekennt Felix Keßler freimütig, dass mit den 370 Euro pro Monat sicherlich keine großen Sprünge zu machen sind. Er hält dagegen: "Was ich in diesem Jahr hier in Hultrop erfahre und lerne, das kann mir keiner nehmen." Das sind die vielen Kinder, die die jungen Betreuer vorbehaltlos ins Herz schließen. Das sind besorgte Eltern, die den BFDler im Fahrtdienst das Wertvollste anvertrauen das sie haben: ihr Kind. Das ist die Verantwortung, die jeder Bundesfreiwilligendienstler für "seine" Einrichtung hat: Franz Josef Berntzen: "Es sind wichtige Kontaktpersonen zwischen Eltern und uns. Sie repräsentieren die Einrichtung." Das ist die Arbeit in der Kindertagesstätte, in der die BFDler sehr geschätzte und sehr geförderte Kollegen sind, ohne die z.B. Besuche in der Rettungswache Herzfeld oder bei der Löschgruppe Lippborg nicht möglich wären. Auf dem "Dienstplan" stehen aber auch fünf Seminare in verschieden Bildungshäusern, in denen z. B. neben Grundwissen zur frühkindlichen Entwicklung politische Themen erarbeitet werden.
Mancher junge Mann, der noch nie mit Kindern und behinderten Kindern zu tun hatte, fand hier ein ganz neues Aufgabengebiet. Felix Keßler wusste schon vorher, dass ihm der soziale Dienst wichtig ist und dass er gern hilft. Der einstige Fußballer beim SW Hultrop hilft einigen Kindern bei den Hausaufgaben und spielt in der Rockband "Sons of Sunny Lips". So konnte er mit "Pferde-Bufdi" Kilian Weiner bei der musikalischen Gestaltung des Weihnachtsgottesdiensts mit Gitarrenmusik mitwirken.
Jeder Zivi, jeder BFDler macht seine eigenen Erfahrungen und nimmt eigene Erkenntnisse mit, wenn die "Dienstzeit" - mal mit freiwilliger Verlängerung, mal ohne - endet. Aber: "Jeder geht anders ins Studium und hat einen enormen Vorsprung, was soziale Kompetenz angeht", hat Berntzen beobachtet. Auch helfen die Erfahrungen aus dem realen Arbeitsleben gerade im Studium weiter. Er wendet sich an die jungen Männer des Doppeljahrgangs, die gerade mitten im Abiturstress stecken und noch nicht genau wissen, ob sie nach der Schulzeit und dem verdienten Urlaub wirklich gleich in Ausbildung oder Studium gehen wollen (oder können) oder ob sie nicht ein Jahr den Kindern mit Behinderungen mit allen Erfahrungen und Überraschungen widmen wollen.
Wer sich für den Bundesfreiwilligendienst in der Tagesstätte St. Barbara interessiert kann unter Telefon 02527/690 mit Franz-Josef Berntzen Kontakt aufnehmen. Junge Männer aus dem gesamten Kreisgebiet, die sein Team verstärken wollen, sind hochwillkommen.