Corona-Krise stellt Familien vor Herausforderungen. Telefonische Beratung kann helfen
Astrid Fischer-Lange aus der Caritas-Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder in Werl steht ebenso wie ihre Kolleginnen und Kollegen aller vier Standorte für telefonische Beratungen zur Verfügung.Foto: Marcus Bottin
Auch Caritas-Regionalleiterin Julia Kersten weiß um die besondere Problematik der Homeoffice-Homeschooling-Kombination. "Der Druck in den Familien steigt. Und je länger diese Ausnahmesituation anhält, desto größer werden die Probleme. Die erste und oft auch die zweite Woche können Familien meist noch ganz gut organisieren, aber je länger es dauert, desto schwieriger wird es", sagt Julia Kersten. "Bei solchen Konflikten kann eine Beratung durch Fachkräfte hilfreich sein."
In vier Beratungsstellen im ganzen Kreis Soest bietet die Caritas Familien therapeutische Unterstützung und Beratung an. Nach dem Ausbruch der Corona-Krise wurden die Vor-Ort-Termine zwar abgesagt, das Beratungsangebot aber bleibt - nur eben telefonisch. In den Caritas-Teams stehen Psychologen, Sozialarbeiter und Sozialpädagogen bereit, die Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Erziehungsberechtigten bei der Bewältigung individueller und familiärer Probleme und Konflikte helfen. Das können Erziehungsfragen und Erziehungsschwierigkeiten, seelische Probleme, Verhaltensauffälligkeiten, körperliche Auffälligkeiten, familiären Krisen, Trennung und Scheidung oder Hochstrittigkeit sein.
Alle Mitarbeiter der Beratungsstellen unterliegen der Schweigepflicht
Das Angebot der Caritas ist kostenfrei und anonym. Alle Mitarbeiter unterliegen der Schweigepflicht. Julia Kersten betont: "Wir können nur dafür werben, Hilfsangebote anzunehmen, bevor die Situation eskaliert." Noch verzeichnen die Beratungsstellen der Caritas keine verstärkte Nachfrage. Aber Experten sind sich sicher: Das wird sich ändern. Denn ein Ende der Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverbote ist nicht in Sicht.
Erreichbar ist die telefonische Beratung an folgenden vier Standorten: Soest, Telefon: 02921 359050; Lippstadt, Telefon: 02941 5038; Warstein, Telefon: 02902 91035950 und Werl, Telefon: 02922 8039050. Durch ein erhöhtes Aufkommen kann es manchmal dazu kommen, dass alle Leitungen besetzt sind. Die Caritas bittet darum, es dann noch einmal zu versuchen. Nachrichten auf dem Anrufbeantworter werden schnellstmöglich beantwortet. Terminvereinbarungen für Telefonate sind ebenfalls möglich.
Kinder und Jugendliche können sich auch direkt an die Beratungsstellen wenden
"Familien, Eltern, Jugendliche und Kinder können sich mit allen Fragen an uns wenden. Sie müssen auch nicht vorsortieren, ob sie bei uns richtig sind", erklärt Julia Kersten. "Auch falls wir nicht die richtigen Ansprechpartner sein sollten, können wir weiterhelfen und vermitteln." Ganz wichtig: Kinder und Jugendliche können sich auch direkt an die Caritas-Beratungsstellen wenden.
Die Möglichkeit einer Online-Beratung bietet der Deutsche Caritas-Verband im Netz unter www.caritas.de/hilfeundberatung an. Weitere Infos gibt es im Netz unter www.caritas-soest.de
Und hier noch ein paar konkrete Tipps der Caritas-Beratungsstellen gegen familiären Corona-Lagerkoller:
Für Eltern:
1. Alltag strukturieren: gibt Orientierung und Sicherheit für Kinder und Erwachsene. Begrenzen Sie mit dem Kind gemeinsam die "Bildschirm-Zeiten" für Fernsehen, Mobiltelefon oder Computer2. Pausen schaffen (von Familie/ Partner), sich mit dem Partner absprechen und fest einplanen. Ermöglichen Sie Rückzugsmöglichkeiten, um Konflikte zu verhindern bzw. zu reduzieren
3. Von den Nachrichten mal Pausen machen, wenn es zu viel wird.
4. Aufeinander achten. Menschen in belasteten Familien Hilfe anbieten oder auf Hilfsangebote hinweisen
5. Mit den Kindern und Jugendlichen über die Situation/Ängste reden. Erklären Sie Ihrem Kind in altersgerechten Worten die aktuelle Situation. Wenn Ihr Kind Fragen stellt, beantworten Sie diese ehrlich. Sagen Sie offen, wenn Sie etwas selbst nicht wissen. Sie können dann gemeinsam überlegen, wer Ihnen die gewünschte Antwort geben kann
6. Machen Sie gemeinsame Aktivitäten - zum Beispiel mit der Familie spazieren gehen.
7. Akzeptieren Sie, wenn Ihr Kind anhänglicher ist als sonst und kommen Sie diesem Bedürfnis Ihres Kindes nach. Es braucht gerade jetzt Sicherheit und Geborgenheit.
8. Verzichten Sie darauf, gerade jetzt große Erziehungsmaßnahmen zu setzen und sehen Sie möglichst von Strafen ab. Versuchen Sie ihr Kind durch Lob positiv zu verstärken und zu erwünschtem Verhalten zu motivieren.
Für Kinder:
1. Beschäftigungen: viel spielen, vorlesen (lassen), Fotoalben anschauen, Natur beobachten (im Frühling passiert viel), Hörbücher hören, alte Spiele wieder aufleben lassen, raus gehen und viel Bewegung, basteln für Ostern, im Haushalt mithelfen (gemeinsam kochen)
2. Empfehlenswerte digitale Angebote wären z.B. die App "Puppet Pals" oder die Digitalwerkstatt Box
Für Jugendliche:
1. Zum Sport digital verabreden, Bewegung draußen
2. Ängste und Sorgen mitteilen (Eltern, Freunden, Online-Angebote)
3. Digitale Angebote (z.B. kreative Angebote/ Lernangebote)
4. Andere unterstützen, sinnvolle Aufgabe/Projekt suchen