An dieser Stelle bereits hatte Thomas Becker, Vorstand der Caritas im Kreis Soest, die Aufmerksamkeit der Gäste sicher. An dem Abend in der Turnhalle im Haus der Caritas stand die Arbeit der Beratungsstelle Soest im Mittelpunkt: genauer die Bedürfnisse von Eltern, Kindern und Jugendlichen aus Soest und den Kommunen Bad Sassendorf, Möhnesee und Lippetal, die beim Team in der Osthofenstraße 35a (Telefon 02921/359050) Hilfe und Rat suchen.
Dipl. Sozialpädagogin Uta Garske stellte das „Familienhaus“ vor.
Das war keine leichte Kost, die das Team um Wolfgang Faber den Gästen aus Kreistag, Stadt- und Gemeinderäten sowie den Vertretern der Kommunen - darunter auch stellv. Landrätin Irmgard Soldat und Lippetals Bürgermeister Matthias Lürbke -präsentierten. An drei Fallbeispielen machten Mitarbeiterinnen deutlich, wie groß Notlagen sein können, in denen sich Menschen an die Erziehungsberatungsstelle wenden und wie intensiv Hilfe angelegt werden muss: So bei dem jungen Vater, selbst erst am Anfang eines Berufslebens, dessen Kinder aus der gescheiterten Ehe nach Halt und Sicherheit schreien; so die junge Mutter, die nach eigener schlimmer Kindheit an der Betreuung der eigenen Kinder zu scheitern droht; oder der Jugendliche, der in die Magersucht abgleitet. Wenn das Wort "mäuschenstill" noch eine Bedeutung hat, an diesem Abend wurde sie offenbar. Ganz deutlich wurde aber auch, bei den Fallbeispielen, bei den Ergänzungen von Wolfgang Faber, Diplom-Psychologe und psychologischer Psychotherapeut, sowie bei den gezielten Nachfragen der Gäste: Immer geht es darum, den Klienten aus Notlagen herauszuhelfen, Eltern und Kindern wieder einen positiven Blick auf den weiteren Lebensweg zu ermöglichen. Dipl. Sozialpädagogin Uta Garske erklärte das anhand des "Familienhauses": " Auch wenn Eltern sich trennen: Wir machen den Kindern deutlich, dass Mamma immer die Mamma bleibt, und Papa der Papa."
Allein im ersten Halbjahr wurden bei der Erziehungsberatungsstelle Soest 344 Familien/Einzelpersonen beraten, darunter waren 201 Neuanmeldungen. Faber, der später anhand eines kleinen Spiels deutlich machte, wie sehr durch Trennung und Scheidung, durch neue Verbindungen und "alte Kontakte" sich immer mehr Menschen in das Leben der Kinder und Heranwachsenden mischen können, nannte Zahlen: Allein 35 Prozent aller Beratungsfälle betreffen hochstrittige Scheidungen, 25,8 Prozent soziale Probleme. Insgesamt kommen 56,7 Prozent der Menschen, die die Beratungsstelle kontaktieren, aus Soest, 11,9 Prozent aus Möhnesee, 11 Prozent aus Lippetal und 8,7 Prozent aus Bad Sassendorf. 77 Prozent von ihnen erhielten ein Erstgespräch innerhalb von 14 Tagen. Ratsuchende mit dringenden Anfragen (z.B. Missbrauch), Kinder und Jugendliche, die allein die Beratungsstelle aufsuchen, werden sofort von einem Mitarbeiter/in empfangen. "Das Kindeswohl steht über allem", betonte Faber. Das gilt bei der Schweigepflicht, das gilt bei der freien Entscheidung der Eltern, ob und in welcher Form Hilfe des Jugendamts angenommen wird (z. B. bei der Installation einer familienpädagogischen Hilfe vor Ort), das gilt auch beim Kostenrahmen. Hier allerdings ließ das Team keinen Zweifel: "Wenn man zu lange wartet, wird es teurer."
Wolfgang Faber, Diplom-Psychologe und psychologischer Psychotherapeut, verdeutlichte im Spiel, wie Familienstrukturen bei wechselnden Partnerschaften der Eltern sich vergrößern und auch instabil werden.
Mehrfach wurde auch die Frage nach der Zusammenarbeit mit den Jugendämtern angesprochen, mehrfach angeregt, z.B. mit Hilfe von Schulsozialarbeitern die Beratungsmöglichkeiten in Soest noch intensiver zu propagieren. Wolfgang Faber dankte dabei für die gute und intensive Zusammenarbeit im Netzwerk, das zu Jugendämtern, Kindertagestätten und Schulen, zu Sozialen Diensten/Kliniken/Gesundheitsamt und auch den Gerichten geknüpft ist. Sie alle wissen, dass Eltern und Kinder in der Beratungsstelle Hilfe finden. Irmgard Soldat regte dabei an, noch schneller den Kontakt mit dem Kreisjugendamt zu suchen, um z. B. die Möglichkeiten der Sozialpädagogischen Familienhilfe auszunutzen. Ein Gedanke, den Wolfgang Faber gern aufgriff, aber auch auf die darin lauernden Fallstricke hinwies: "Das sind sehr bereichernde Möglichkeiten in unserer Arbeit. Sie erfordern eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe und sehr genaue Absprachen mit dem Kreisjugendamt."