Kreis Soest. "Zu der Zeit, als durch die Fusion der beiden Caritasverbände Lippstadt und Soest der Caritasverband für den Kreis Soest entstand, war noch erkennbar: die Kommunen sind verpflichtet, für die Daseinsvorsorge ihrer älteren Bürgerinnen und Bürger Sorge zu tragen. Die Politik hatte z.B. die Errichtung von Krankenpflegestationen und Unterstützungsmöglichkeiten beschlossen. Im Rahmen der demographischen Entwicklung wird immer deutlicher, daß der "Pflegemarkt" allein nicht die Daseinsvorsorge für die alten Menschen sichert. Es müssen verstärkt kommunalpolitische Unterstützungen hinzukommen." Peter Wawrik, Vorstandsvorsitzender, benannte im Rahmen des jüngsten Pressegesprächs ein vergangenes Bild: "Damals gab es fast in jedem Ort einen Hausarzt und eine Krankenschwester (mit Fahrrad). Und die alten Menschen wurden noch vielfach in den Familien betreut."
60 Jahre wird die verbandliche Caritas in diesem Jahr alt. "Das älteste Dokument stammt aus dem Jahr 1954, als am 21. Dezember der Caritasverband für den damaligen Kreis Lippstadt gegründet wurde", erinnerte Wawrik daran, dass vor der kommunalen Neugliederung 1975 in den beiden Nachbarkreisen Lippstadt und Soest zwei voneinander unabhängige Caritasverbände existierten (der Soester wurde 1967 gegründet). Die Zusammenlegung dieser beiden Verbände 1977 zunächst zum "Caritasverband für die Dekanate Lippstadt, Rüthen, Soest und Werl e.V." und dann zum "Caritasverband für den Kreis Soest" war die erste im Fusion im Bistum, so wie die Gründung der Sozialstation Geseke drei Jahre zuvor eine der ersten in Nordrhein-Westfalen war.
Vorstandsvorsitzender Peter Wawrik (r.) und Vorstand Thomas Becker
Die demografische Entwicklung erfordert besonderes Engagement: Gehörten z. B. 1988 250 Hauptamtliche der Caritas an (bei einem Etat von 10 Millionen DM), so waren es am 1.1.2014 1036 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei einem Etat von 30 Millionen Euro (811 Caritas Pflege gGmbH, 225 Caritasverband Soest e.V.). 1993 existierten in Geseke, Werl und Warstein eine Sozialstation sowie eine Außenstelle in Anröchte. Im Januar 2014 sind es elf plus drei Außenstellen (in Bremen, Körbecke und Lippetal), ein Seniorenwohnheim in Lippstadt sowie drei Tagespflegen. Die Eröffnung eines Pflegestützpunktes in Hörste ist für das Frühjahr geplant.
Bei der Durchsicht der Unterlagen stieß Peter Wawrik auf eine Rede von Josef Neukirch. Der 1. Vorsitzender des damaligen Caritasverbands Lippstadt forderte bereits 1973 die Einrichtung von weiteren Sozialstationen, die eine intensive Betreuung alter und kranker Menschen ermöglichen. 41 Jahre später ist der Caritas-Vorstandsvorsitzende stolz: "Das war eine frühe Vision der dezentralen Hilfe. Wir sind in diese Tradition unserer Vorgänger eingestiegen, obwohl wir es nicht gewusst haben."
Warenkörbe bzw. Tafeln betreibt die Caritas in Lippstadt, Geseke, Rüthen und Werl: "Familien- und Altersaltersarmut wird in Zukunft leider eine große Rolle spielen", prognostiziert Vorstandskollege Thomas Becker. "Die Caritas wird auch in besonderer Weise diese Menschen unterstützen."
Dieses große Thema wie auch die demographische Entwicklung in den einzelnen Städten und Gemeinden will der Caritas-Vorstand u.a. mit den Bürgermeistern der 14 Kommunen in Einzelgesprächen diskutieren.
Das 60-jährige Bestehen wird aber auch gefeiert: Am 7. Juni findet auf dem Lippstädter Marktplatz der Caritas-Tag 2014 statt. Alle Kinder, die eine der Offenen Ganztagsschulen der Caritas besuchen, feiern am 27. Juni wieder ein großes Sommerfest und am 15. November lässt die Caritas in Soest "1 Millionen Sterne" leuchten.