Soester Anzeiger, 20. Juni 2018
Lippetal hat den Zuschlag für das 200 000 Euro schwere Projekt "Wohnen, Mobilität, soziales Leben" der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) bekommen. Dabei sollen die Lebensverhältnisse der beiden Personengruppen durch Befragungen analysiert werden. Insbesondere geht es um die Fragen der Wohnbedürfnisse, der Bewegungsmöglichkeiten und des sozialen Umfelds.
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"Die Ergebnisse haben bundesweite Bedeutung", ist Bürgermeister Matthias Lürbke überzeugt. Denn in der Fläche gibt es viele Kommunen, die ähnlich aufgestellt sind wie Lippetal: Viele Eigenheime, immer älter werdende Bewohner und Flüchtlinge, die in den nächsten drei Jahren ortsgebunden sind. Projektträger ist der Caritasverband. Dass in der Gemeinde mit dem "Kleeblatt" bereits eine erfolgreiche Kooperation läuft, hat bei der Vergabe der Fördergelder sicher geholfen. Die Interviews mit Flüchtlingen starten gerade. Bis Ende August sollen 15 von ihnen durch eigens geschulte Kräfte interviewt werden.
Projektleiterin Nadine Günneweg: "Das klingt nicht nach viel, doch unserer Ansatz ist ein anderer: Wir setzen auf eine intensive Befragung, also mehr auf Qualität als Quantität." Die Umfrageteilnehmer stehen bereits fest. Die Wissenschaftlerin ist überzeugt, dass sich viele Bedürfnisse wiederholen. Wichtig sind ihr Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Betroffenen. "Eine sensible Aufgabe" nach Ansicht von Matthias Lürbke. Schließlich kehre man das Innerste nach Außen. "Das ist nicht ohne."
Das Vorhaben wird vom Start weg von der heimischen Politik begleitet. Dazu wird eine Steuerungsgruppe eingesetzt. Schließlich sollen die Ergebnisse des Projektes später auch politische Entscheidungen beeinflussen. "Wir sind sehr gespannt darauf", betont Tobias Nillies (CDU) stellvertretend für alle drei Ratsfraktionen.
Insbesondere die Wohnsituation und -perspektive ist nach Ansicht von Thomas Becker (Caritasverband Kreis Soest) für bleibende Flüchtlinge und auch Senioren ein entscheidendes Thema. Während Flüchtlinge in Lippetal kaum geeignete Mietwohnungen vorfänden, lebe die Generation 80 plus (oft allein) in großen, nicht barrierefreien Eigenheimen. Alle drängten früher oder später auf den Mietwohnungsmarkt.
Ein Problem, das auch Lippetals Bürgermeister Lürbke gut kennt. Aus Gesprächen weiß er: "Viele Ältere wollen in der Gemeinde bleiben, am Liebsten im selben Ort." Doch der Markt halte trotz Baubooms nur "wenig Angebote" vor. Bis Ende August ist zunächst die Gruppe der Flüchtlinge bei den Befragungen dran, später werden die Senioren interviewt. Das Projekt ist zeitlich auf zwei Jahre begrenzt. Nadine Günnewig und ihre Mitarbeiterin Fatma Rasoul werden im Rathaus für diese Zeit ein Büro beziehen und die entsprechende Ausstattung erhalten. Wichtige Säulen bleiben sowohl beim Thema Senioren als auch beim Flüchtlingskomplex die Ehrenamtlichen. "Ohne sie geht es nicht", betont der Bürgermeister.
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