Das System der Prüfung der Pflegeeinrichtungen in Deutschland sei "grandios gescheitert", sagte er in Paderborn vor 120 Einrichtungsleitern und Trägervertretern der Arbeitsgemeinschaft Alten- und Gesundheitshilfe im Erzbistum Paderborn. "Das ist nicht zu kitten." Deshalb werde er in wenigen Wochen ein Papier vorlegen, dass die Pflegenoten ausgesetzt werden.
Diskutierten die Herausforderungen der Pflege (von links): Christoph Menz (Geschäftsführer Arbeitsgemeinschaft), Peter Wawrik (Vorsitzender), Brigitte von Germeten-Ortmann (Diözesan-Caritasverband), Karl-Josef Laumann (Pflege-Bevollmächtigter der Bundesregierung), Domkapitular Dr. Thomas Witt (Vorsitzender Diözesan-Caritasverband) und Martin Peitzmeier (Vorstand Arbeitsgemeinschaft).
Die Pflege stehe vor massiven Herausforderungen, sagte Peter Wawrik, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft, die 256 Altenheime, ambulante Pflegedienste und Tagespflegen mit rund 12.600 Mitarbeitern vertritt. "Wir brauchen eine Pflegewende, die die Bedeutung der Energiewende haben müsste." Eine gewaltige Aufgabe sieht auch Karl-Josef Laumann. Selbst wenn auch in Zukunft zwei Drittel der Pflegebedürftigen zuhause gepflegt würden, brauche man jährlich 20.000 neue Pflegekräfte in Deutschland. "Das macht mir Sorgen, wo wir die Leute für die Pflege finden." Pflegeberufe müssten deshalb attraktiv sein. Die Arbeitsbedingungen seien jedoch sehr unterschiedlich, in Nordrhein-Westfalen allerdings besser als in anderen Bundesländern. Scharf kritisierte Laumann, dass die Altenpflege in Deutschland schlechter bezahlt werde als die Krankenpflege. Aber nicht bei der Caritas, betonte Brigitte von Germeten-Ortmann vom Diözesan-Caritasverband Paderborn. "Alten- und Krankenpflege werden bei der Caritas gleich vergütet." "Die Caritas gehört zu den Tariftreuesten", lobte auch Laumann.
Karl-Josef Laumann (Mitte), Pflege-Bevollmächtigter der Bundesregierung, diskutierte auch mit Leitern von Einrichtungen und Diensten der Caritas, mit (von links) Birgit Hoffmeier (Tagespflege „Lebensbaum“, Anröchte), Karl Wilhelm Koppers (Altenwohnheim St. Aegidius, Rheda-Wiedenbrück) und Marion Knicker (Caritas-Sozialstation, Paderborn). (Fotos: cpd / Jonas)
Der Pflege-Bevollmächtigte der Bundesregierung sprach sich für eine baldige Umsetzung einer gemeinsamen Ausbildung in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege aus, wie es auch international üblich sei. Allerdings müssten alle Bundesländer mitmachen. "Wir haben lange genug diskutiert."
In Bezug auf das seit dem 1. Januar geltende erste Pflegestärkungsgesetz hob Laumann hervor, dass die Leistungen für die Tagespflege verdoppelt worden seien. Analog zum Ausbau der U3-Betreuung in den Kindertagesstätten müsse die Zahl der Tagespflegeplätze für Pflegebedürftige massiv ausgebaut werden. "Wenn wir die häusliche Pflege stabilisieren wollen, brauchen wir Tagespflegen, die Pflegebedürftigen tagsüber eine stimulierende Betreuung bieten." Die Bedeutung dieses Themas für die Zukunft hätten viele Kommunen noch nicht erkannt.
Mit Bezug auf die ausgeuferte Bürokratie in der Pflege verwies Laumann auf Empfehlungen eines vom Bundesgesundheitsministerium initiierten Projektes, mit deren Hilfe der Zeitaufwand für die Pflege deutlich reduziert werden soll. Der Diözesan-Caritasverband helfe mit Schulungen, die Entbürokratisierung in den Einrichtungen voranzutreiben, sagte Brigitte von Germeten-Ortmann. Unklarheit gebe es noch bei der praktischen Umsetzung und der Überprüfung durch Behörden vor Ort. "Entscheidend ist, dass Sie damit klarkommen", gab Laumann den Einrichtungsleitern mit auf den Weg und bot an, sich bei Problemen mit ihm in Verbindung zu setzen.
"Sie haben vielen Einrichtungsleitern aus dem Herzen gesprochen", bedankte sich der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Alten- und Gesundheitshilfe im Erzbistum Paderborn, Peter Wawrik, und signalisierte "viel Zustimmung für das, was Sie auf den Weg gebracht haben".